Studie zeigt: Ressourcenbasierter Förderunterricht liefert bessere Ergebnisse

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Kanada zeigt, dass Schüler mit Legasthenie ihre Rechtschreibung deutlicher verbessern, wenn sie mit einem Ansatz unterrichtet werden, der auf ihre Stärken abzielt und der nicht versucht, ihre Schwächen „zu heilen“.

 

Traditionelle Lehrmethoden zur Legasthenie rücken in der Regel Schwächen in den Vordergrund. Diese Strategien werden als „Fördermaßnahmen" bezeichnet. Typischerweise ist der Aufbau phonetischer Kompetenzen ihr Ziel, denn das mühelose Lautieren von Wörtern ist für viele Lernende mit Legasthenie ein primäres Problemfeld. 

 

Alternative Lernstrategien werden dagegen als "kompensatorisch" bezeichnet, wenn sie auf Stärkenbereiche ausgerichtet sind: Der Lernende kann seine Stärken nutzen, um die Schwächebereiche zu überwinden (oder zu kompensieren).

 

In der jüngsten Studie wurden stark legasthenen französischsprachigen Kindern im Alter von 10-12 Jahren zwei verschiedene Lehrmethoden zur Rechtschreibung in getrennten Zeitrahmen angeboten. Alle Fortschritte wurden für jeden einzelnen Schüler dokumentiert. Eine Methode davon war eine Fördermaßnahme: Basierend auf traditionellen Lehrmethoden wurden die Phonem-Graphem-Korrespondenzen gelehrt - also Lesen, basierend auf den Laut-Buchstaben-Zuordnungen.

Die zweite Lehrmethode war kompensatorisch und basierte auf der Vermittlung morphologischer Informationen und Strategien. (Morpheme sind Wortteile, die Informationen bzw. Bedeutungen transportieren.) Wie die Forscher erklärten, haben bereits frühere Studien gezeigt, dass junge Kinder mit Legasthenie gut auf morphologische Informationen ansprechen. Dieser analytische, bedeutungsbasierte Ansatz ist auf ein Handlungsfeld für legasthene Schüler zugeschnitten.

 

Grundsätzlich zeigten die Schüler mit jedem der beiden Ansätze eine Verbesserung - aber die Verbesserung war wesentlich größer und stimmiger mit den ressourcenbasierten Strategien. Die Forscher berichten:

 

"Die meisten Teilnehmer dieser Studie profitierten von beiden Ansätzen. Aber... zwei Teilnehmer hatten negative prozentuale Veränderungen für trainierte Wörter bei der Fördermaßnahme, was bedeutet, dass sie ihre Fortschritte nach Beendigung der Maßnahme nicht aufrecht erhalten konnten. Darüber hinaus waren die prozentualen Verbesserungen im Allgemeinen bei der Fördermaßnahme geringer als bei der kompensatorischen Methode. Im Gegensatz dazu ermöglichten die kompensatorischen Maßnahmen allen Teilnehmern, ihre Rechtschreibleistung zu verbessern. Für einige Teilnehmer war die Verbesserung beträchtlich, was ihre Fähigkeit unter Beweis stellte, Wissen im Zusammenhang mit der morphemischen Strategie zu entwickeln. Selbst die Rechtschreibung untrainierter Wörter zeigte erhebliche Verbesserungen..."

 

 Die für diese Studie ausgewählten Kinder hatten besonders große Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung. Bei allen wurde offiziell Legasthenie diagnostiziert, sie lagen mindestens zwei Jahre hinter altersüblichen Schreibfähigkeiten zurück und mussten eine Klasse in der Schule wiederholen. Angesichts dieser Vorgeschichte ist der hohe Grad der Verbesserung umso bemerkenswerter und deutet darauf hin, dass es diesen Kindern besser ergangen wäre, wenn sie bereits früher mit Methoden unterrichtet worden wären, die sich auf Wortstruktur, Ableitung und Bedeutung konzentrieren.

 

 

Diese Studie ist wertvoll, da sie zwei verschiedene Interventionen mit der gleichen Gruppe von Schülern vergleicht. Obwohl die Studiengruppe klein war (nur 12 Schüler), zeigen die Konsistenz der Ergebnisse und der deutliche Unterschied im Grad der Verbesserung, dass sich diese Ergebnisse wahrscheinlich in zukünftigen Studien wiederholen werden.

 

Quellenangabe: Nathalie Chapleau, Kathy Beaupré-Boivin, Interventions to Support the Development of Spelling Knowledge and Strategies for Children with Dyslexia, Education, Vol. 9 No. 1, 2019, pp. 1-8. doi: 10.5923/j.edu.20190901.01

 

 

Den englischsprachigen Original-Artikel finden Sie hier.

 

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