Legasthenie & Dyskalkulie

Hallo ich bin in meinem zweiten Studiumjahr. Ich brauche Hilfe im Umgang mit Legasthenie und Mathematik. Haben Sie irgendwelche Tipps oder Webseiten, die Sie empfehlen könnten? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.

Antwort von Abigail Marshall – Legastheniker sind in der Regel gut darin, dreidimensionale Gegenstände zu verstehen, räumlich zu denken, und in allem, was sie in Bildern sehen können. Sie haben Probleme mit Symbolen, so dass ihre mathematischen Probleme oft von Schwierigkeiten mit der symbolischen Darstellung der mathematischen Begriffe herrühren. Sie haben auch Probleme, mit Worten zu denken, und daher ist für sie auch das Auswendiglernen von mathematischen Summen (z. B. dem Einmaleins) sehr schwierig. Schließlich, weil sie buchstäblich ganzheitliche Denker sind, haben sie oft Schwierigkeiten mit sequentieller Schritt-für-Schritt-Logik oder mit Ordnung.

 

In diesem Sinne, sind Werkzeuge, die mathematische Begriffe durch praktische Aktivitäten lehren, sehr gut. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Lernenden die grundlegenden Begriffe, die Zahlen und andere mathematische Symbole repräsentieren, verstehen. Es ist auch wichtig, dass die Lernenden sehen, wohin jedes mathematische Verfahren führt; bevor ein Legastheniker Schritte in einem Prozess lernen kann, wird er wissen wollen, warum und wie diese Schritte zu dem richtigen Ergebnis führen.


Medikamente und Legasthenie

Kann Legasthenie mit Medikamenten behandelt werden? Ich habe einige Leute gehört, die behaupten, dass Legasthenie durch Probleme mit dem Innenohr verursacht wird und dass sie mit Medikamenten geheilt werden kann. Ist das wahr?

Antwort von Abigail Marshall – Legasthenie ist keine Krankheit; Medikamente können überhaupt nicht die Legasthenie von jemandem heilen. Vielmehr ist Legasthenie das Ergebnis einer anderen Art zu denken und zu lernen und wird daher am besten durch Lernberatung oder gezielte Hilfe behandelt.

 

Manchmal finden Menschen, dass bestimmte Medikamente bei einigen Symptomen der Legasthenie helfen können. Zum Beispiel könnten Medikamente helfen, dass eine Person konzentriert bleiben kann, oder auch dass Kopfschmerzen oder Übelkeit behandelt werden können, die während des Lesens erlebt werden. Allerdings ist dieser Ansatz ohne Resultat, wenn es darum geht, die zugrundeliegenden Lernprobleme zu beseitigen. Und unabhängig davon haben die meisten verschreibungspflichtigen Medikamente potenziell gefährliche Nebenwirkungen. Nicht zuletzt: der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung von Symptomen könnte langfristig zu einerAbhängigkeit führen.

 

Leider verwechseln einige Leute die Linderung der Symptome mit einer Heilung und fördern aus diesem Grund den Einsatz von Medikamenten für die Behandlung von Lernschwierigkeiten. Dies kann ein Problem werden, vor allem wenn es Schüler davon abhält, nach einer wertvollen pädagogischen Unterstützung zu suchen, die sie brauchen.

 

Legasthenie und Autismus

Hat Legasthenie etwas mit Autismus zu tun? (An Ron Davis:) In Ihrem Buch sagen Sie, Sie wurden früher als ein solches „behindertes“ Kind betrachtet, das heute autistisch bezeichnet werden würde. Ich verstand auch, dass Sie auch Legastheniker waren und sind. Ist Legasthenie eine Form von Autismus?

Antwort von Ronald Dell Davis – Ich wurde 1942 geboren. Als Säugling wurde ich als Kanner-Syndrom-Baby bezeichnet  – Dr. Kanner war einer von zwei Ärzten, die schließlich das Wort "Autismus" prägten. Laut meiner Mutter, weigerte ich mich, wie ein Baby gehalten zu werden, und ich konnte auch nicht sprechen oder mich so entwickeln, wie dies meine beiden Brüder taten.

 

Meine Mutter lehnte meinen Zustand sehr stark ab, sie wollte es nicht wahr haben, und so weigerte sie sich, den Stempel, den die Schulen mir zuwiesen, zu akzeptieren. Trotzdem wurde ich im Alter von zwölf von dem Schulsystem, in dem ich mich befand, als "unerziehbar geistig zurückgeblieben" bezeichnet.

 

Im Alter von siebzehn Jahren wurde entdeckt, dass ich eine höhere als normale Intelligenz (IQ 137) besitze, woraufhin ich dann von Dr. Meredith Evans, einer Sprachtherapeutin, behandelt wurde. Ich habe gelernt, normal zu sprechen, konnte aber nicht das Lesen beigebracht bekommen. Meine Schwierigkeiten, lesen zu lernen, wurden einem "Hirnschaden" zugeschrieben, den meine Mutter jedoch eindeutig bestritt.

 

Legasthenie ist keine Form des Autismus, obwohl Desorientierung sicher ein Faktor in beiden Zuständen ist. Es stellte sich heraus, dass ich beides hatte...


© 2013 Abigail Marshall & Ronald D. Davis

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