Wenn das Gelernte selber unterrichtet werden muss

Lernende erzielen nach einer aktuellen Studie der Washington University in St. Louis bessere Ergebnisse, wenn sie erwarten, den Lernstoff bald darauf selbst unterrichten zu müssen. Im Vergleich mit Lernenden, die mit einem nachfolgenden Test rechneten, zeigte die Vergleichsgruppe derer, die auf anschließendes Unterrichten fokussiert war, eine bessere Organisation der Merkfähigkeit und mehr Detailgedächtnis für wichtige Informationen.

 

Die Studie, unlängst veröffenticht im Journal “Memory & Cognition“ ("Expecting to teach enhances learning and organization of knowledge in free recall of text passages"), basiert auf einer Serie von Lese-und-Wiedergabe-Studien, die mit oben beschriebenen Vergleichsgruppen durchgeführt wurden, von denen allerdings beide am Ende Tests absolvieren mussten (anstatt tatsächlich zu unterrichten). Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass allein die Vorstellung, später den Lesestoff an andere Studenten weitergeben zu müssen, ausreichte, um die Einstellung hin zu einer effektiveren Herangehensweise als die der Mitstudenten (die in Erwartung eines Tests lernten) zu verändern.

“Wenn Lehrer sich vorbereiten, suchen sie sich normalerweise Schlüsselpunkte und organisieren den Inhalt in einer zusammenhängenden Struktur,“ sagte Nestoijko (Post-Doktorand an der Washington University, Anm. der Redaktion). “Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass auch Studenten sich zu diesen effektiven Lernstrategien hinwenden, wenn sie in der Erwartung sind, selber zu unterrichten.“

 

Ein wichtiger Hinweis für Lehrer, die ihren Lernenden wirksame Lernmethoden mit auf den Weg geben sollten. Denn auch wenn Studenten über Jahre hinweg in aktive und passive Lernvorgänge involviert sind, greifen sie nicht notwendiger Weise zu den effektivsten Strategien zur Bewältigung des Lernstoffs –– und dies, obwohl sie alle Mittel im Werkzeugkasten für das wirksame Lernen mit sich tragen, berichtet Dr. Elisabeth Bjork, Professor für kognitive Psychologie an der University of California, Los Angeles. Selbst die Aussicht auf Prüfungen veranlasst sie meist nicht zu besseren Lernmethoden.

 

Ändert die Millenium-Schüler-Generation herkömmliche Rollenbilder von Lehrern?

Die emotionale Einstellung von Schülern gegenüber ihrem Unterricht hat direkten Einfluss auf ihre Lernergebnisse und die Millenium-Schüler-Generation wird eine Unterrichtssituation in den Klassenräumen erwarten, die sie emotional (und nicht nur inhaltlich) unterstützt. Insofern sollten Lehrer ihren Unterrichtsstil diesen veränderten Erwartungen anpassen, um das Lernen ihrer Schüler zu verbessern. Dies legt eine kürzlich veröffentlichte Studie des National Communication Association’s journal, "Kommunikative Erziehung" nahe ("Making Students Feel Better: Examining the Relationships between Teacher Confirmation and College Students' Emotional Outcomes").

 

Schüler werden künftig selbstverständlicher davon ausgehen, dass sie im Klassenraum bestmögliche Unterstützung erhalten, da viele Studien die Wirksamkeit eines konstanten Stroms positiver Verstärkungen für das Lernen beschrieben haben. Lehrer sollten ihren Schülern also nicht nur dabei helfen, besser zu lernen, sondern auch den Lernvorgang als solchen positiver wahrzunehmen und auf dieses Bedürfnis auch empathisch reagieren – andernfalls werden sie wahrscheinlich selber durch die veränderten Erwartungen ihrer Schüler frustriert werden.

“Das bedeutet, den Schülern zu signalisieren, dass sie selber wertvolle Teilnehmer der Klassenraum-Erfahrung und des Lernprozesses sind.“ sagt Zacharias W. Goldman, Doktorant und Hauptautor der Studie. Es zeigte sich, dass es diesbezüglich zwei Arten des verstärkenden Verhaltens gibt: deutliches Interesse am Lernprozess des Schülers zu zeigen und ein interaktiver Unterrichtsstil. Schüler beantworten dieses Lehrerverhalten ihrerseits mit verstärktem Interesse am Lernvorgang und mit ebenso gestärkter Interaktion. Infolgedessen bleiben sie im Gesamtprozess besser fokussiert und können ihre gedanklichen Prozesse hinsichlich des Lernstoffes ausbauen.

“Wenn Lehrer mit ihren Schülern in einer Weise kommunizieren, die ihren Auftritt in der Klasse fördert, hilft das den Schülern, sich mit und in den Lernerfahrungen besser zu fühlen und liefert positive Herausforderungen, sich weiter zu verbessern.“ erläutert Alan K. Goodboy, Co-Autor der Studie und Gastprofessor an der West Virginia Universität.

 

Ein weiterer Nutzen dieser positiv verstärkenden Lehrmethode scheint zu sein, dass Schüler weniger Energie aufbringen müssen, negative Gefühle hinter  sozialen Masken verstecken zu müssen. Dies geschieht verstärkt, wenn Schüler sich nicht genug wert geschätzt fühlen.

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