Anatomische Untersuchungen des Gehirns an der Georgetown University widerlegen mit hoher Wahrscheinlichkeit einen seit langem vermuteten Zusammenhang zwischen einer geringeren Menge an grauer Gehirnsubstanz und der Veranlagung zu Dyslexie. Die Studie stellt hinsichtlich dieser Verbindung den vermuteten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung auf den Kopf. So scheint die geringere Menge an grauer Gehirnsubstanz eine Folge von nicht ausreichender Lese- und Schreiberfahrung zu sein und nicht deren Ursprung.
Die Studie verglich eine Gruppe von Kindern mit Legasthenie mit einer gleichaltrigen Gruppe aus vorangegangenen Studien und einer Gruppe von jüngeren Kindern, deren Lesefähigkeit der der Kinder aus der Legasthenie-Gruppe entsprach. Der Vergleich mit zwei Parametern (Alter und Lesefähigkeit) zeigte keine Bestätigung der vermuteten Ursächlichkeit.
Zwei wichtige Folgen werden die neuen Erkenntnisse haben: Zum einen scheinen Gehirnuntersuchungen zur Feststellung von Dyslexie ungeeignet zu sein. Zum anderen lässt
sich die feine Unterscheidungslinie zwischen erfahrungsbedingten Veränderungen im Gehirn und solchen, die auf eine wirkliche kognitive Beeinträchtigung hinweisen, besser verstehen.
Zur Mitteilung der Georgetown University geht es hier.
In einer Studie der Stanford-University wird gezeigt, in welch frühem Stadium der Kindheit (die ersten 18 - 24 Monate sind entscheidend) sich bereits entscheidet, ob ein Kind flüssig sprechen lernt. Geprägt durch die Sprachfähigkeit der eigenen Eltern und abhängig von deren sozialen und ökonomischen Status, kann ein Kind später mithalten oder hängt gegenüber Gleichaltrigen aus besser gestellten Familien bis zu 2 Jahre in seinen Fähigkeiten zurück. Diese Auswirkung des sozialen Status auf die Sprachfähigkeit wurde über 50 Jahre lange erforscht und belegt.
Neu ist die Erkenntnis, dass ein frühes Intervenieren in Erziehungsprogrammen (entsprechende Studien laufen in den Staaten)
diese Lernschwäche abfangen und komplett ausgleichen kann.
Dabei ist entscheidend, dass immer wieder eine direkte kindgemäße Ansprache des Kleinkindes erfolgt und nicht an den Kindern
vorbei geredet wird (”overheard speech”). Wurde also in den ersten (präverbalen) 24 Monaten des Kindes mit diesem direkt und wortreich kommuniziert, hat das Kind in seinen ersten eigenen Redeversuchen schon ein deutlich größeres Vokabular.
Zum Artikel der Stanford-News geht es hier.
”Sensory Processing” meint die Fähigkeit des Gehirns, unterschiedliche Sinneseindrücke so zu verarbeiten, dass sie sich gegenseitig nicht stören oder gar widersprechen. Zum Beispiel steht das Gesehene in sinnvoller Relation zum Gehörten. Wer einen schlecht synchronisierten Film gesehen hat, weiß wovon die Rede ist.
Nach neuesten Studien der Vanderbilt University sind Probleme in der Integration von akustischen und visuellen Reizen ein durchgehendes Symptom bei Menschen mit Autismus - häufig übrigens auch bei Menschen mit Dyslexie und Schizophrenie. Will sagen: Autisten hören etwas, aber bringen das Gehörte nicht mit dem Gesehenen in für sie sinnvoll aufzulösende Eindrücke übersetzt. Oder umgekehrt.
Die mittels akustischen und visuellen Animationen am Computer durchgeführten Studien sind dermaßen eindeutig in ihren Ergebnissen, dass das DSM-5 (die fünfte Auflage des international anerkannten Handbuchs zur psychiatrischen Diagnose) Schwierigkeiten in der Wahrnehmungsintegration als ein hauptsächliches Defizit bei Autismus anführt.
Zum Artikel über die Studie der Vanderbilt University geht es hier.
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