ADHS: Medikamente wirken nicht

von Abigail Marshall

Eine Studie der Johns Hopkins University zeigt, dass es Kindern, die Medikamente gegen ADHS erhielten, im Laufe der Zeit schlechter ging, als Kindern, die keine Medikamente bekamen. Betrachtet werden in der Studie die Fortschritte von 186 Kindern, bei denen im Vorschulalter (zwischen 3 und 5 Jahren) ADHS diagnostiziert wurde.

 

Sechs Jahre später hatten 90% der Kinder noch ADHS und begleitende Verhaltens- und/oder Aufmerksamkeitsprobleme.  Mehr als zwei Drittel dieser Kinder erhielten Medikamente, aber 62% von ihnen hatten dennoch eine klinisch signifikante Hyperaktivität und Impulsivität. Bei den Kindern, die keine Medikamente erhielten, waren es nur 58%. Vergleichbar damit hatten 65% der mit Medikamenten behandelten Kinder Aufmerksamkeitsprobleme. Bei den nicht mit Medikamenten behandelten Kindern waren es  62%.

 

Es stellt sich die Frage, ob jene Kinder in der Studie, die Medikamente erhielten, schon vor der Behandlung die schwerwiegenderen Symptome hatten, aber das war nicht der Fall. Die Forscher berichten, dass es zwischen den Kindern, die mit Medikamenten behandelt wurden und denen, die nicht mit Medikamenten behandelt wurden, keinen Unterschied bei der Schwere der Symptome gab.

 

Grundsätzlich zeichnet diese Studie also ein Bild davon, dass sehr kleine Kinder in ihren prägenden Jahren starke Medikamente ohne besonderen Nutzen erhalten. Den nicht mit Medikamenten behandelten Kindern ging es nicht viel besser, aber zumindest wurden ihnen nicht täglich Arzneimittel verabreicht.

 

In der gleichen Fachzeitschrift wurde über eine achtjährige Studie mit mehr als 600 Teenagern berichtet. Diese kam zu dem Ergebnis, dass unter Personen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, Drogenmissbrauch und Zigarettenkonsum deutlich stärker verbreitet sind, als bei Personen ohne ADHS. Eine Behandlung mit Medikamenten scheint weder in die eine noch in die andere Richtung eine Auswirkung zu haben.

Oder etwa doch? Irgendwie denke ich, wenn Medikamente bei ADHS nicht eine so leicht verfügbare Option wären, würde mehr Aufmerksamkeit auf die Entwicklung effektiver Bildungs- und Verhaltensstrategien gelegt, um Kindern zu helfen, bessere Fähigkeiten zur Selbststeuerung zu entwickeln.  Vielleicht würden die Erwachsenen auch daran arbeiten zu lernen, effektiver mit hochaktiven, leicht ablenkbaren Kindern zu interagieren. Zumindest ein Teil des Problems ist durch die Umgebung bedingt. Mehr Bewegung, weniger Fernseher, ansprechendere Klassenzimmer würden helfen.

 

 

Was würde passieren, wenn jedes Vorschulkind die grundlegenden Werkzeuge der Davis Lernstrategien erhalten würde (Loslassen, Fokussieren, Energieregler)? Es wäre keine schnelle oder einfache Lösung - aber wir hätten diesen Kindern zumindest eine Reihe von grundlegenden Kompetenzen für das Leben beigebracht, die ihnen helfen würden, ihre Selbst-Kontrolle zu erhöhen.

 

Forschungs-Update: Eine von der NIH finanzierte umfassende Studie ergab, dass Jugendliche und junge Erwachsene, denen Amphetamine wie Adderall und Vyvanse oder Methylphenidate wie Ritalin oder Concerta verschrieben wurden, einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Psychose ausgesetzt sind. Obwohl das individuelle Risikoniveau immer noch recht niedrig ist, kommentiert die Forscherin Lauren Moran, "weil diese Medikamente Millionen von Kindern verschrieben werden, könnten diese Tausende von Fällen von zusätzlichen Risiken verursachen ".

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Februar 2013 von DDAI veröffentlicht. Er wurde im März 2019 mit neuen Informationen über Arzneimittelrisiken aktualisiert.

 

 

Quellenangaben

 

Mark A. Riddle, M.D., Kseniya Yershova, Ph.D., Deborah Lazzaretto, M.S.,et al. “The Preschool Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Treatment Study (PATS) 6-Year Follow-Up” Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, Available online 8 February 2013

 

Molina, B, et al. “Adolescent Substance Use in the Multimodal Treatment Study of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD) (MTA) as a Function of Childhood ADHD, Random Assignment to Childhood Treatments, and Subsequent Medication.” Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. 28 December 2012

 

 

Moran, L,et al. “Psychosis with Methylphenidate or Amphetamine in Patients with ADHD.” New England Journal of Medicine. 29 March 2019.

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